Die Bedeutung der Augendurchblutung beim Glaukom haben wir in einer anderen Webpage ausführlich besprochen:
https://glaucomaresearch.ch
Unter Normaldruck-Glaukom (NDG) verstehen wir das Auftreten und/oder Fortschreiten eines Glaukom-Schadens trotz eines normalen Augendruckes. Seit Jahrzehnten wurde vermutet, dass eine gestörte Augendurchblutung daran beteiligt sein könnte. Studien zeigten zwar einen Zusammenhang zwischen Arteriosklerose (und ihren Risikofaktoren) mit dem Augendruck und damit natürlich indirekt auch mit Glaukom. Aber bei Patienten mit einem vergleichbaren Augendruck war das Risiko für einen Glaukom-Schaden durch die Arteriosklerose nicht erhöht. Das ist ein scheinbarer Widerspruch.
Der Durchbruch beim Verständnis der Beziehung zwischen Durchblutung und Glaukom-Schade kam mit der Beobachtung, dass eine konstante Verringerung der Durchblutung, wie wir sie beispielsweise bei Patienten mit Arteriosklerose sehen, recht gut toleriert wird. Ist die Verringerung ausgeprägt, kann dies zu einer sogenannten blanden Atrophie führen, jedoch nicht zu GON. GON wird jedoch durch eine instabile Sauerstoffversorgung, v. a. aufgrund einer instabilen Durchblutung hervorgerufen. Eine Hauptursache für eine solche Instabilität des Blutflusses ist eine gestörte Autoregulation, wie sie v. a. bei Patienten mit Flammer-Syndrom auftritt.

Diese Graphik veranschaulicht in einfacher Form den Zusammenhang zwischen verminderter Durchblutung und Glaukom:
Leute mit Risikofaktoren für Arteriosklerose haben häufiger einen erhöhten Augendruck und somit auch häufiger ein Hochdruck-Glaukom (HTG).
Leute mit Flammer-Syndrom hingegen haben häufiger einen tiefen Blutdruck und eine gestörte Autoregulation der Augendurchblutung und somit häufiger ein Normaldruck-Glaukom (NTG).
Die Pathogenese der glaukomatösen Optikus-Neuropathie (GON) ist beim Normal- und Hochdruckglaukom grundsätzlich gleich.
Die verschiedenen Risikofaktoren haben je nach Glaukom Art unterschiedlich großen Einfluss. Das Flammer-Syndrom ist sehr häufig am Normaldruck-Glaukom und weniger häufig beim Hochdruck Glaukom beteiligt. Die Arteriosklerose hingegen ist selten am Normaldruck-Glaukom und häufig beim Hochdruck-Glaukom beteiligt, dies weil die Risikofaktoren für eine Arteriosklerose auch Risikofaktoren für eine Augendrucksteigerung sind. Diese Zusammenhänge illustriert das unten gezeigte pathogenetische Konzept.

GON hat zwei wesentliche Komponenten: den Verlust der retinalen Ganglienzellen und den Gewebeumbau. Zwei Prozesse spielen hierbei die Hauptrolle: Die Aktivierung der Astrozyten und der oxidative Stress. Dieser ist vor allem durch fluktuierende Durchblutung verursacht. Die Durchblutung schwankt, wenn entweder der Augendruck auf einem hohen oder der Blutdruck auf einem tiefen Niveau fluktuiert. Dadurch wird ab und zu die Kapazität der Autoregulation überschritten. Die Durchblutung schwankt auch, wenn die Autoregulation selbst gestört ist, was bei vielen Menschen mit Flammer-Syndrom der Fall ist.
