Vielleicht interessiert es sie, wie es zur Entdeckung und Beschreibung des Flammer-Syndroms gekommen ist. Hier eine kurze Zusammenfassung:
Arterielle Spasmen waren seit langem bekannt und wurden gelegentlich auch an der Netzhaut beobachtet.
In den achtziger Jahren forschten Josef Flammer und sein Team auf dem Gebiet der automatischen Perimetrie. Bei dieser Gelegenheit machten sie die Beobachtung, dass die Empfindlichkeit im Gesichtsfeld bei gewissen Menschen über die Zeit erheblich homogen fluktuierte, ohne dass es hierfür eine Erklärung gab und ohne dass das von den Betroffenen subjektiv wahrgenommen wurde.
In einem nächsten Schritt beobachteten sie, dass diese betroffenen Menschen meist an einem sogenannten vasospastischen Syndrom (VSS) litten und dass die Empfindlichkeit im Gesichtsfeld parallel mit deren Fingerdurchblutung fluktuierte. Daraus schlossen die Forscher, dass die homogenen Schwankungen der Empfindlichkeit im Gesichtsfeld vaskulär bedingt sind und dass das Auge am VSS beteiligt sein muss.
Kurz darauf beobachteten sie, dass die meisten ihrer Patienten mit Normaldruckglaukom an einem VSS litten und konnten zeigen, dass das VSS oft mit einer Störung der Autoregulation der Augendurchblutung einhergeht.
Basierend darauf und zusammen mit weiteren Beobachtungen an Glaukompatienten entwickelten sie ein neues Konzept über die Entstehung des Glaukomschadens (siehe Normaldruckglaukom). Weiter zeigten die Forscher, dass es sich bei den betroffenen Blutgefässen nicht nur um Spasmen handelt, sondern vielmehr um eine generelle Störung der Regulation und führten deswegen den Begriff der vaskulären Dysregulation (siehe Terminologie) ein.
Dann zeigten sie, dass Dysregulationen, v.a. die primäre vaskuläre Dysregulation (PVD) nicht nur an der Entstehung des Normaldruckglaukoms beteiligt sind, sondern auch das Auftreten und den Verlauf anderer Erkrankungen beeinflussen können (siehe assoziierte Krankheiten).
Weiter zeigte sich, dass Menschen mit PVD eine Reihe von weiteren zugehörigen Symptomen und Zeichen haben. Um dieses ganze Syndrom zu beschreiben, hat eine internationale Expertengruppe den Begriff Flammer-Syndrom eingeführt.